Europameisterschaft 2009

03. Oktober 2012

Deutsches Team unter der Leitung von Equipechefin Britta Bando sehr erfolgreich

9 mal Edelmetall bei den Europameisterschaften in Kristiansand, Norwegen

Sechs Reiter(innen) wurden von dem neuen Bundestrainer Dirk Mülot für die EM nominiert. Der 6. Reiter war nur durch die Unterstützung von ENOVA finanzierbar, da letztlich das Geld nur für 5 Reiter gereicht hätte. Leider gingen dann wirklich nur 5 Reiter auf die Reise, weil sich das Pferd von Steffen Zeibig kurz vor der Abreise eine Verletzung zuzog, die eine Teilnahme an der EM unmöglich machte. Nun ging die Reise nach Norwegen im Anschluss an einen letzten Vorbereitungslehrgang in Warendorf am Montag, 17. August, um 5 Uhr morgens los. Durch die Unterstützung der Kämpgen-Stiftung konnten die Pferde mit der Firma Johannsmann und speziell mit der kompetenten Fahrerin Inge transportiert werden und kamen somit topfit in Norwegen an. Dank des großzügigen Sponsorings von Rainbow Tours Hamburg fuhr am Abend das gesamte 17-köpfige deutsche  Team in einem komfortablen Reisebus den Pferden hinterher. Herr Kampmann von Rainbow-Tours stellte nicht nur den Bus samt einen dem Team zur Verfügung stehenden Fahrer zur Verfügung, sondern übernahm zudem auch die Überfahrt mit der Fähre. Jürgen, der Fahrer, wurde zu einem der größten deutschen Fans.

In Norwegen angekommen, konnten die Pferde ihr komfortables Quartier beziehen und das Team in das nur 500 m entfernte, sehr schöne Hotel einchecken. Der Mittwoch war dem Training gewidmet, bevor am Donnerstag Morgen der Veterenary Check stattfand. Alle deutschen Pferde kamen ohne Beanstandung durch. Die mitgereiste Tierärztin Bernadette Unkrüer musste Gott-sei-Dank kein Pferd behandeln, hat aber den Vet-Check super vorbereitet.

Am Freitag, den 21. August ging es endlich los.Die Warm-Up Aufgabe, die auch für die Teammitglieder Bettina Eistel, Dr. Angelika Trabert, Britta Näpel und Hanne Brenner zur Teamwertung mitzählte, läutete die Europameisterschaft ein.Bei der Eröffnungsfeier am Vorabend wurde spätestens deutlich, dass hier ein ganz hervorragendes Organisa-tionsteam um Ann Kern-Godal herum an der Arbeit war. Sie taten alles dafür, diese Europameisterschaft zu etwas ganz Besonderem werden zu lassen.

Bettina Eistel war um 8:00 Uhr am Freitag als erste dran und begann ausgesprochen stark. Ihr glänzend aussehender Bennetton´s Fabuleux präsentierte sich in einer super Form. Das Ergebnis war dann auch über der 70 Prozent Marke.

Karen Schnoor zeigte in Grade 4, dass die Deutschen auch in dieser Startklasse wieder da sind. Sie ließ mit ihrem Friesen, ENOVA´s Merlin, auf ihrem 3. Platz viele hocherfolgreiche Reiter-Pferde-Paare ihrer Klasse hinter sich.

Women of the World zeigte sich in Grade 3 ausgesprochen gelöst und entspannt und bescherte ihrer Reiterin Hanne Brenner einen echten Wunsch-Start. Mit einem knappen Sieg vor Simon Laurens aus Great Britain und Bettina Eistel bekam das Paar die Sicherheit, um dann in den nächsten Tagen mehr Risiko, aber eben auch mehr Frische zu zeigen.

Dann ging nachmittags Grade 2 an den Start. Britta Näpel zeigte zum ersten Mal ihren Schecken Invisible Touch dem internationalen großen Publikum. Mit knapp 70 % übernahm sie direkt die Führung und war sichtlich zufrieden mit ihrem erst 8-jährigen Newcomer.

Als letzte Reiterin war Geli Trabert mit Londria in der Bahn. Wie auch schon in Hongkong und auf anderen Championaten stellte sie ihre Stute sicher und harmonisch vor und gewann somit die Einlaufprüfung. Ihre große Hoffnung war nun, diese Leistung auch in den Wertungsprüfungen, dem Individual und der Kür wiederholen zu kön-nen.

So kam dann der Samstag, an dem die Teamentscheidung mit dem Ergebnis der Individual fallen und die ersten Einzelmedaillen erkämpft werden sollten.

Als erste Reiterin war Karen Schnoor dran. Sie stellte ENOVA´s Merlin abermals in Topform vor und schrabte nur ganz knapp an Bronze vorbei. Aber der 6. Platz in dieser internationalen Konkurrenz war eine Super-Leistung und Karen bestätigte ihre Nominierung mit einem sehr starken Auftritt.

Als zweite Deutsche ging Hanne Brenner “in den Ring”. Women of the World war sehr konzentriert und so gelang dem Paar eine fehlerfreie und harmonische Vorstellung, die am Ende die Goldmedaille bedeutete. Der Engländer Simon Laurens, der mit seinem Rubinstein-Wallach Ocean Diamond immer ein sehr große Konkurrenz darstellt, konnte sich nicht in gewohnt starker Form zeigen. Jedoch kam Bettina Eistel mit Bennetton´s Fabuleux sehr nahe an die Prozentmarke von Hanne heran und sicherte sich vor Laurens die Silbermedaille in Grade 3. Fabuleux überzeugte durch einen frischen, taktsicheren Auftritt, dem lediglich zum Ende hin ein wenig die Luft ausging. Wenn die beiden so weitermachen und die anfängliche Frische bis zum Schluss durchhalten, sind sie für die Zukunft bestens gerüstet.

In Grade 2 führte wiederum Britta Näpel mit Invisible Touch das Feld sehr lange an. Sie präsentierte den Schecken geschickt und ausdrucksvoll und bekam wieder eine Note nahe der 70 % hierfür. Geli Trabert gelang es, ihre 9-jährige Stute Londria gekonnt vorzustellen und übertraf mit diesem Ritt sogar die 71%-Marke. Nur die Niederländerin Petra van der Sande war besser als die beiden Deutschen und konnte sich mit einer sehr guten Leistung Gold sichern. Somit ging Silber in Grade 2 an Geli und Bronze an Britta.

Die Teammedaille war diesesmal quasi golddurchzogen für die Deutschen. Nur 1,6 % hinter den “goldenen” Briten platzierte sich das Deutsche Team einmal mehr auf den Silberrang. Seit vielen Jahren das angestammte Plätzchen, das jedoch nach oben strebt.

Das Fazit des 2. Prüfungtages war somit sehr positiv. Die Silbermedaille war eine echte Teamleistung von allen. Die Grooms machten einen Super-Job und unser neuer Bundestrainer Dirk Mülot verstand es perfekt, jedes einzelne Reiter-Pferd-Paar perfekt und auf den Punkt vorzubereiten. Unterstützt wurde er hierbei von seiner Frau Hedi, die es verstand, das Teamgefühl immer wieder zu stärken.

Während Britta Bando sämtliche organisatorische und administrative Aufgaben im Sinne des Teams löste, kümmerten sich auf der medizinischen Seite Dr. Sabine Staemmler-Kienzle als Teamärztin und Anne-Kareen Thielen als Physiotherapeutin um das Wohl der Reiter.

Der Sonntag schließlich mit den Musikküren bestätigte die positiven Ergebnisse der Vortage. Diesmal gelang es Dr. Angelika Trabert jedoch, sich mit Londria ganz an die Spitze von Grade 2 zu setzen und sie erritt damit ihre erste Goldmedaille bei einem internationalen Championat. Britta Näpel wiederholte ihren Erfolg vom Vortag und erhielt mit einem sehr konzentrierten Ritt zu neuer Musik die Bronzemedaille. Mit diesen Ergebnissen konnte wieder einmal die Vormachtstellung der deutschen Reiter in Grade 2 bestätigt werden. Die beiden mit 8 und  9 Jahren jüngsten Pferde im Team können auch für die Zukunft die Leistungsträger sein und wachsen mit ihren Reiterinnen immer mehr zusammen.

ENOVA´s Merlin zeigte in Grade 4, dass mit etwas zu lauter Musik ein Friese durchaus viel Temperament zeigen kann. Er drehte zeitweise richtig auf, was Karen daran hinderte, die richtige Linie zu treffen. Sie ging mit Risiko in die Prüfung und das war auch gut so. Nur Merlin hat dieses Mal noch nicht so richtig mitgespielt.

In Grade 3 gelang es Hanne Brenner, ihre Stute perfekt passend zur Musik vorzustellen und die beiden bekamen hierfür über 76 %. Glücklich und überaus zufrieden konnten Pferd und Reiterin sowohl die Richter wie auch das Publikum überzeugen.

Bettina Eistel, die als Kürspezialistin gesehen werden kann, brachte ihren 1,78 Meter großen Wallach wiederum gekonnt in Schwung und bekam für diese tolle Vorstellung über 75 % und noch einmal Silber.

Eine Auszeichnung “on top” nahm zum Ende des Turniers noch Hanne Brenner als erfolgreichste Reiterin insgesamt in Empfang.

Mit insgesamt 9 Medaillen und Top-Platzierungen trat das Deutsche Team nach einer ausgelassenen Abschlussfeier am Montag morgen um 5 Uhr die lange Heimreise an. Dienstag abend waren dann endlich die letzten Pferde in ihren Heimatställen und das Abenteuer EM in Norwegen war vorbei.

Nun beginnt der Alltag bei Pferd und Reitern wieder. In Norwegen wurde viel darüber spekuliert, wie sich die Nationen (und hier sind alle Nationen gemeint) auf den enormen Finanzierungsbedarf für die Weltreiterspiele in Kentucky vorbereiten können. Viele Nationen sehen schon jetzt keine Möglichkeit, auch nur einen Reiter dorthin zu schicken, geschweige denn ein ganzes Team. So ist auch aus deutscher Sicht nur mit Unterstützung von außen eine Teilnahme denkbar und eine goldene Teammedaille in greifbarer Nähe.

Hanne Brenner, 27. August 2009