Tauchen als Sport…

01. November 2012

 

… (nicht nur) für Behinderte!

Wir, das heißt mein damaliger Mann Rainer und ich waren vom 05.-19. Oktober 2001 Gast auf der Insel Vilamendhoo (süd-östliches Ari-Atoll, Malediven). Es war unser erster Urlaub auf den Malediven. Wir hatten schon Dias gesehen und Informationen von Freunden über diese Insel bekommen. Unsere Spannung auf Vilamendhoo war deshalb sehr groß. Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht!

Es war einfach wunderschön. Ideal zum Ausspannen ohne viel Trubel. Die Insel ist ca. 300 Meter breit und 900 Meter lang und zum Teil naturbelassen. Somit war man in der Lage, bei Bedarf einen tropischen “Urwald” zu durchschreiten. Dabei konnte einem allerdings auch eine Kokosnuss oder ein Palmenblatt auf den Kopf fallen. Es gibt eine wirklich tolle Homepage mit allen Infos über diese und anderen Inseln unter www.malediven.at. Wir haben den Autor, Gerhard Geyer, selbst kennen gelernt. Wenn wir jetzt auf seine Seite klicken, ist es immer wieder “ein kleiner Urlaub”. Es gibt Panoramasichten, super Fotos, jede Menge Informationen und auch Bewertungen als “Entscheidungshilfe”. Aus diesem Grund habe ich die folgende Beschreibung der Insel auch eher kurz gehalten. 

Die Bungalows waren sehr schön, klimatisiert, entinsektizitiert (Wortkreation: Brenner) mit einer Dose “Alles-in-Null-Komma-Nichts-Tot” durch den “Roomboy”) und sauber. Das Bad war teils unter freiem Himmel, mit Riesenpalmen und einfach schön. Das Essen bestand morgens, mittags und abends aus einem Buffet mit reichlich Auswahl. Und immer frischer Fisch!!! Außerdem gab es ein Dessertbuffet mit lecker “old-english-things” wie Blueberry-Pie etc. Auf der Insel gibt es neben dem Restaurant zwei Bars, die man immer wieder gern besucht (vor allem bei “all-inclusiv”). Und dann natürlich der Strand… Weißer Sand und zunächst flaches Wasser, das bei Erreichen des Hausriffs abrupt tiefer wird. Das Hausriff umrundet die gesamte Insel. Man konnte trotz el-Nino täglich mehrmals schnorcheln gehen und immer was neues entdecken. Baby-Riffhaie, Schildkröten, Muränen, den “Haus-Steinfisch”, der ca. 50 cm unter der Wasser- oberfläche lag, Drachenkopffische, Rotfeuerfische und natürlich jede Menge Schwarmfische. Eigentlich alles, was der Indische Ozean so bietet. Die Korallen sind teilweise sehr schön und wieder im Aufbau, teilweise allerdings auch total zerstört.

 

So komme ich nun zum Tauchen. Rainer und ich hatten nichts außer Schnorchel, Brille und Flossen dabei und mussten uns alles andere leihen. War aber kein Problem, da die Ausrüstung technisch voll o.k. war. Wir hatten zuhause schon ein “kleines Tauchpaket” mit 6 Tauchgängen gebucht. Insgesamt sind wir dann aber 11 Mal getaucht. Es empfiehlt sich, diese Tauchpakete direkt bei “Werner Lau” zu buchen. Ist billiger…
Infos unter www.wernerlau.de.

So, wir also hin und mal fragen, was so geht. Die Leute von der Tauchbasis waren zunächst einmal etwas verunsichert, weil ich durch eine inkomplette Querschnittlähmung gehbehindert bzw. zeitweise Rollstuhlfahrerin bin. Wir hatten zwar das Bronze-Abzeichen und 12 Tauchgänge im Meer vorzuweisen, aber Sven und seine Crew hatten nicht soviel Ahnung von Behinderten. Da ich nun auch nicht wusste, wieviel Strömung ich wohl vertragen würde, haben wir in gemeinsamer Übereinstimmung die Tauchplätze ausgesucht, die nicht gerade in einem strömungsreichen Kanal liegen. Das war auch ganz gut so, da Rainer und ich sowieso nur einmal im Jahr im Urlaub tauchen gehen und unsere Praxis daher nicht soweit fortgeschritten ist. Dank der Hilfe der Tauchbasis war es auch kein Problem, auf das traditionelle Boot “Dhoni” zu kommen. Zuerst haben sie das von mir zu “besteigende” Dhoni immer ganz nach vorn gelegt. Nun kann ich aber noch etwas laufen, so dass ich mich auf den Schiffen ganz gut fortbewegen konnte. Ich bin aber sicher, dass auch eine fitter Rollifahrer mit den Transfers klar kommen würde, wenn er etwas Unterstützung bekommt.

 

Tja, und dann die Tauchplätze… Es gab Tilas, die so gut wie gar keine Zerstörung erkennen ließen und infolge dessen einen wunderschönen Korallenbewuchs mit entsprechendem Fischreichtum hatten. Dann gab es noch Tilas mit “Schildkrötengarantie”, mit “Riffhaigarantie”, mit garantiert keinem Hai; kurzum, was das Herz begehrt. Kaputte Schiffe gab´s natürlich auch zu erkunden, allerdings ohne “Schatzgarantie”. Was mich allerdings am meisten gefreut hat war, dass Rainer und ich (ja!!! selbst ich!!!) uns zu wahren “Strömungsspezialisten” mauserten. Ich habe ziemlich schnell gelernt, mich an toten Korallen und Gedöns vorzuziehen. Dabei schont man natürlich den nicht vorhandenen “Hinterradantrieb”. Bei der Gruppeneinteilung hieߟ es dann öfter: “geh mal mit den beiden runter, die haben auch immer viel Luft”. Brust-Stolzschwell!!!  Allerdings hatten wir auch das Glück, tolle Führer zu haben, die genau wussten, wo die Strömungsschatten lagen. Aus dem Meer wieder ins Boot zu gelangen, war dann schon etwas schwieriger. Ich kann zwar eine Leiter hochkrabbeln, aber nur ohne Flossen und ohne Flasche, Blei etc. Also hat mir immer jemand beim “Ausziehen” geholfen. Zwei-, dreimal war dann allerdings ein kleiner Sturm aufgezogen, während wir unter Wasser waren. Regen und ziemlich hohe Wellen. Da hatte ich dann auch ohne Ausrüstung Bedenken mit der Leiter. War aber null Problem. Warum, weiß ich auch nicht.

Und dann kam der Tag der Tage, der Tauchtag aller Tauchtage, kurzum: Manta und Walhai!

Nicht nur einer, nein, ganz viele. An dem ersten “Walhai-Alarm-Tag” sind wir nach unserem ersten Tauchgang zu der betreffenden Stelle gefahren und geschnorchelt. Sven hat den Dhoni-Kapitän so gesteuert, dass ich beim Raushüpfen fast auf dem Walhai gelandet wäre. War aber fast nicht nötig, weil immer wieder ein neuer kam, oder zwei oder drei… Kaum hat man sich umgedreht, kam entweder ein Walhai oder ein Manta oder zwei oder drei… Ein kleinerer Walhai (mit etwa 4 Metern) hat sich dann zum “Planktonschlürfen” an die Wasseroberfläche gehängt und blieb trotz mehrerer Taucher minutenlang unbeweglich dort. Dort konnte man echt “Auge in Auge mit dem Walhai” oder “Auge in Maul mit dem Walhai” spielen.

Am nächsten Tag begegneten wir diesen Walhaien und Mantas auf unserem Weg zum Tauchplatz. Kurz entschlossen änderten wir den Tauchplatz und gingen runter. Dieses Erlebnis kann man gar nicht beschreiben. Wieviele Tiere da waren, kann ich auch nicht genau sagen. Ich schätze mal so um die 5-6 Walhaie in verschiedenen Größen bis zu ca. 9 Meter.

Die wunderschönen Mantas gerieten bei der Menge fast ins Hintertreffen …

Und dann noch eine “Schule” Mobulas (kleine Mantas) mit 13 Tieren in V-Formation. Wir sind bis zu 20 Meter runter gegangen. Die Tiere kamen einem jedoch auf jeder Tiefe entgegen. Sie waren so nah, dass sie den einen oder anderen an der Flosse gestreift haben. Das Schwierigste war noch, nicht in die Tiefe abzusacken, weil wir kein Riff zur Orientierung hatten. Dieses Erlebnis wird unsere “Taucherfahrung” wohl wie kein anderes bereichern. Wir haben uns riesig gefreut, dabei sein zu können. Vielen Dank an die gesamte Crew, vor allem an Sven, Maki und Steffi. Im übrigen haben wir das Tauchen in Heidelberg gelernt und vor allem lieben gelernt. Dies haben wir vor allem Caro, Uli und Markus zu verdanken. Wir waren auch zusammen in Ągypten und haben da unsere Tiefwasser-Taufe gemacht. Die Fotos von mir stammen von Markus. Im folgenden möchte ich noch ein paar Dinge im Zusammenhang mit Rollstuhlfahrern und der Insel Vilamendhoo beschreiben. Ich bin diesbezüglich auch schon angemailt worden. Meines Erachtens ist diese Insel relativ gut mit einem Rollstuhl zu befahren. Die Bungalows mit den Nummern: 89-97 liegen so, dass die Wege, die dorthin führen einen relativ festen Untergrund haben. Die Wege zum Restaurant, zur daneben liegenden Bar, zur Tauchbasis und zur Rezeption sind alle gut mit Rollstuhl zu erreichen. Um zur Sunset-Bar zu kommen, braucht man einen kräftigen Schieber, weil der Sand hier tiefer wird. Die Bungalows haben eine Stufe, die bestimmt mit einer kleinen Rampe zu bewältigen ist. Innen sind die Zimmer sehr großzügig und mit “befahrbarer Dusche” ausgestattet. (dies wohl eher “aus Versehen”…)
Wenn ein Rollifahrer auch gern tauchen möchte, sollte er sich an Sven wenden. Über die Homepage der Werner Lau Tauchschulen www.wernerlau.com kommt man an die E-Mail-Adresse von Vilamendhoo. Da Sven der Basisleiter ist, wird er die Mail dann auch bekommen.

Ich hoffe, einen kleinen “Einblick” gegeben zu haben. Reiten ist halt doch nicht alles… wenn auch viel.

…und hier noch ein kleines Suchbild: Wo ist der Drachenkopf?