Weltmeisterschaft 2010

04. Oktober 2012

Kentucky – Was für ein Erlebnis!!!

Ein ganz persönlicher Bericht von Hanne Brenner

Seit ein paar Tagen bin ich, Hanne Brenner, nun wieder im heimischen Wachenheim und kann es eigentlich immer noch nicht ganz glauben, was da passiert ist im amerikanischen Lexington, Bundesstaat Kentucky. Deshalb werde ich jetzt meine Erlebnisse von Anfang an beschreiben und hoffe, dass ich nicht nur einen kleinen Einblick geben kann, sondern auch, dass ich selbst den einen oder anderen Moment quasi noch einmal erleben darf. Dies hier ist eine kurze Fassung, weil ich bei der letzten auf lockere 8 Seiten gekommen bin. Deshalb möchte ich hiermit nur einen kurzen Eindruck vermitteln.

Nach der Deutschen Meisterschaft im Juli 2010 in Bochum stand das Team fest, das zum ersten Mal zusammen mit allen anderen Reitsportdisziplinen bei einer Weltmeisterschaft als “Para-Equestrian” (Dressurreiter mit einer körperlichen Behinderung) gleichberechtigt teilnehmen konnte. Insgesamt nahmen an der WM in Lexington 632 Reiter, Fahrer und Voltigierer mit 752 Pferden aus 58 Ländern teil. Da war echt was los!

Unser deutsches Para-Equestrian-Team bestand aus fünf Reiterinnen, (Britta Näpel, Dr. Angelika Trabert, Juliane Theuring, Lena Weifen und Hanne Brenner), Trainer, Teamchefin, und anderen offiziellen Personen und unseren sogenannten Grooms, also unseren eigenen Begleitungen. Damit kamen wir auf insgesamt 15 Personen.

Leider fiel kurz vor dem Abflug das Pferd von Bettina Eistel aus und somit konnte Lena Weifen ihre Koffer packen und Don Turner satteln. Uns allen tat ihr Ausfall sehr sehr leid, weil wir wissen, was Kentucky für Bettina bedeutet hat. Sie hat es in der ihr eigenen Art und Weise akzeptiert und weggesteckt und wir hatten alle immer das Gefühl, dass sie bei uns ist.

So hatten wir mit Lena und Juliane zwei “Youngster” mit, die sich in Grade 4 beweisen mussten. Hier werden Lektionen vergleichbar mit der Klasse M und S gefordert, weil sich in diesem Grade die Reiter mit den geringsten Handicaps befinden. Um es gleich vorneweg zu nehmen: Sie haben ihre Sache super gemacht und waren zusammen mit ihren Müttern, die ihre Grooms spielten, eine echte Bereicherung für die Mannschaft! Ihre unkomplizierte und hilfsbereite Art haben das gesamte Teamgefühl erheblich verbessert.

Am 25. September verluden wir nun unsere Pferde in Warendorf auf den großen LKW von Johannsmann. Dorte Christensen, meine Lebensgefährtin und die beste Trainerin der Welt und Dr. Bernadette Unkrueer begleiteten die Pferde bis nach Lexington. Von Warendorf ging es dann per LKW nach Lüttich und von dort aus mit einem Direktflug nach Cincinnati. Das Flugzeug war eine reine Frachtmaschine und konnte bis zu 60 Pferde in Containern transportieren.

Glücklicherweise teilten sich nur jeweils 2 Pferde einen Container und hatten somit etwas mehr Platz, als wenn es die üblichen 3 Pferde gewesen wären. Die Pferde konnten während des Fluges betreut werden. Sie wurden getränkt und bekamen Heu. Außerdem standen sie natürlich permanent unter Beobachtung von Dorte, Bernadette und den anderen mitfliegenden Pferdebetreuern.

Es wird oft gefragt, ob die Pferde für den Flug sediert werden. Die Antwort lautet ganz klar: Nein! Nicht, wenn es irgendwie vermeidbar ist, weil es immer auch im Zusammenhang mit Doping steht.

Aber unsere Pferde haben die ganze Strapaze super überstanden. Ein ruhiger Flug ist dann wohl doch etwas komfortabler als eine lange Autobahnfahrt mit Hänger auf der rechten Spur, vielleicht noch im Regen. Nur für das Begleitpersonal war der Komfort eher mäßig. Es war zugig und kalt und es herrschten extrem enge Verhältnisse, um an die Pferde heranzukommen. Da wurden 9 Stunden Flugzeit wirklich lang.

In Cincinnati angekommen, mussten alle Pferde für ca. 48 Stunden in die Quarantäne. Hochtrainierte Sportpferde konnten lediglich in ganz begrenzten Zeiträumen Schritt geführt werden.

Und zwar alle auf einmal hintereinander her. Wenn ein Pferd äppeln musste, hieß das für alle anderen: warten, bis der Haufen weggemacht wurde. Auch für diejenigen Pferde, die in ihren Boxen warten mussten, bis sie endlich dran sind, war diese Prozedur eine echte Qual.

Dann ging es endlich 2 Tage später auf die LKW und in Richtung Horsepark in Lexington. Dorte sagte mir später, dass dieser Teil der Reise der schlimmste war. Alle Pferde kamen hintereinander auf riesige Trucks und wurden unsortiert angebunden. Es gab keine Absperrwände oder Stangen zwischen den Pferden.  Diese unbekannte “Freiheit” machte selbst abgeklärten und ruhigen Pferden Angst und Dorte und Bernadette standen mitten zwischen ihnen ohne Kontaktmöglichkeit zum Fahrer. Es wurde eine lange eineinhalbstündige Fahrt…..

Endlich kamen Dorte, Bernadette und unsere fünf Pferde am Ziel an. Der Horsepark in Lexington hat irrsinnige Ausmaße. Ca. 6 Kilometer von einem Ende zum anderen misst der Kentucky Horsepark. Dafür konnten hier alle 8 Disziplinen (Dressur, Springen, Military, Fahren, Voltigieren, Distanzreiten, Westernreiten und schließlich unser Para-Equestrian) quasi “unter einem Dach” stattfinden. Allerdings in unterschiedlichen Arenen bzw. Hallen. Zu Fuß oder im Rollstuhl war man hier völlig aufgeschmissen. Das konnten wir sehr schnell feststellen.

Wir Reiter und der Rest des Teams kamen Dienstagnachmittag in Lexington an und mussten mit Schrecken feststellen, dass zwar alle möglichen Teams und Leute über “golfcarts” und Fahrräder verfügten, wir aber zu dem Zeitpunkt gar nichts hatten. Gott-sei-Dank wurden am nächsten Tag unbürokratisch von Herrn Wendt, dem Chef unserer deutschen FN, 2 golfcarts (mit jeweils 4 Sitzen) besorgt und wir wussten diese fahrbaren Untersätze wirklich zu schätzen. In den folgenden Tagen schafften wir es, einen golfcart mit 8 Personen und 2-3 Rollstühlen zu beladen. Da waren wir dann doch froh, in Amerika zu sein. Hier in good-old-germany hätte es wohl Ärger gegeben…

Es kamen dann noch ein paar Fahrräder hinzu und das deutsche Para-Equestrian-Team war einigermaßen mobil.

Zudem hatten wir noch einen Van und einen kleinen Bus, so dass auch die Fahrt zum und vom Hotel problemlos gestaltet werden konnte. Man brauchte ca. 20 min für einen Weg, was für amerikanische Verhältnisse gleich nebenan ist.

Apropos amerikanische Verhältnisse: Weideflächen und vor allem Zäune, soweit das Auge reicht. Ganz verstreut konnte man auch ein paar Pferde sehen. “Blue-Grass-Region” wird die Umgebung um Lexington genannt. Dieses Gras ist sehr nährstoffreich und schimmert in seiner Blütezeit blau, deshalb “bluegrass”. Unseren Pferden hat es jedenfalls geschmeckt.

Nun aber zum Kentucky-Horse-Park:

Alle Disziplinen hatten ihren eigenen, gesicherten Stallbereich. Unserer war sehr nahe der Halle, in der die Prüfungen stattfanden. Zum Abreiten und Trainieren waren 2 Plätze vorgesehen. Ein anderer Platz konnte, nachdem die “normale” Dressur vorbei war, frei genutzt werden. Erst da wurde uns bewusst, wie unterschiedlich die Bodenqualität auf “unseren” Plätzen (inklusive des Hallenbodens) zu den Plätzen der Dressur- und Springreiter waren. Auch Beschwerden, die von anderen Nationen eingereicht wurden, halfen nicht. Die Böden waren stumpf und unelastisch und blieben es auch bis zum Schluss. Ich denke, wir müssen die Politik der kleinen Schritte befol-gen. Der erste Schritt war es, “dabei” zu sein. In den nächsten Schritten werden wir dann um gleiche Bedingungen und auch um mehr “Beachtung” kämpfen. Ich weiß, dass alle unsere Ritte inklusive Siegerehrung vom WDR aufgenommen wurden, aber es wurde nichts davon auch ausgestrahlt, bis auf eine Mini-Zusammenfassung ganz am Ende.

Kaum angekommen, hatten wir die Gelegenheit, den Grand-Prix-Special und die Kür der “Normalos” zu sehen. Totilas in Natur!

Es gibt für dieses Pferd zusammen mit seinem Reiter Edward Gal einfach keine Beschreibung. Sie sind zusammen irgendwie unfassbar. Und sie füllen das Haupt-Stadion sogar für die Dressurwettbewerbe. Zumindest annähernd waren die 30.000 Plätze besetzt.

Die nächsten Tage waren für uns voll mit Training und dem jeweiligen Angucken von Entscheidungen in anderen Disziplinen.

Britta Bando, unsere Equipe-Chefin, orderte so viel Trainingszeit wie möglich und wir konnten unter Einbeziehung der Ausweichmöglichkeit auf den zusätzlichen Platz unsere Pferde so trainieren, wie wir es gewohnt waren und für richtig hielten. So kam mein Stütchen wie gewohnt zweimal täglich zum Training raus und war gut gelaunt und vor allem topfit!

Zum ersten Mal hatte ich die Gelegenheit, eine Finalprüfung im Westernreiten anschauen. Es war nie schwierig, die deutsche Delegation zu finden, weil sie erstens zahlenmäßig immer gut vertreten und alle in Rot gekleidet waren. Auch bei unseren später stattfindenden Wettbewerben war es so. Die “Obersten” aus Warendorf ließen sich bei jeder Einzelentscheidung blicken und es sich auch nicht nehmen, bei einer Medaille gebührend darauf anzustoßen. Mit Champagner versteht sich, den sie dann immer schnell besorgten. Leider blieben die Deutschen Westernreiter hier ohne Medaille und somit auch ohne Champagner…..

In den nächsten Tagen kamen noch viele Entscheidungen hinzu, denen wir zuschauen konnten. Zum Beispiel bei den Teilprüfungen der Vielseitigkeit, beim Voltigieren, beim Fahren im Gelände und beim Springen. Nur die Distanzreiter waren schon fertig. Dieses Erlebnis, überall dabei sein zu können, war eigentlich das allertollste von der WM.

Nun kam aber unsere Zeit. Am 4. Oktober war der Vet-Check, das heißt die Gesundheitsprüfung unserer Pferde. Alle bestanden beim ersten Mal und ohne Probleme. Außerdem war dieser Tag für Lena als “Nicht-Teamreiterin” der erste Prüfungstag für die “Warm-up”.

Für uns Teamreiter gingen die Prüfungen erst am 5.Oktober los. Die Prüfungen, die wir hier ritten, gingen als erster Teil in das Teamergebnis ein.

Unter der Beobachtung von ungewohnt vielen deutschen Fans brachten wir unsere Pferde an den Start. Meine Stute ging die ganze Prüfung über voll konzentriert und locker und ich konnte mit über 73% einen guten Beitrag für das Teamergebnis liefern. Auch die anderen drei Paare waren in guter Form (Britta Näpel mit Aquilina: 70,952%, Geli Trabert mit Ariva: 68,381% uns Juliane Theuring mit Empaque: 66,188%) und so lagen wir am Schluss knapp hinter England (wie immer eigentlich) auf dem Silberrang.

Als einzige Grade 3-Reiterin im deutschen Team musste ich zusammen mit den Grade 4-Reiterinnen gleich am nächsten Tag wieder ran. Die Individual stand auf dem Programm. Also quasi die Pflicht.

Hier konnte man die erste Einzelmedaille erreiten und außerdem galt diese Wertnote auch noch als 2. Teil fÜr die Teamentscheidung. Mit 72,4 % konnten Women of the World und ich die Prüfung für uns entscheiden.

Wir waren Weltmeister!

Es war einfach ein unglaublich tolles Gefühl, als mir klar wurde, dass ich mit diesem Pferd, das so lange außer Gefecht war und das vor einigen Jahren niemand haben wollte, Gold in Kentucky geholt hatte. Auch wenn ich mit mir nicht hundertprozentig zufrieden war, weil ich meine Stute nicht ganz so zum Ziehen bekommen habe wie am Tag zuvor, waren doch keine großen Patzer drin und es war eine lockere und harmonische Runde. Auch Annika Lykke Dalkov, meine größte, wenn auch sympathischste Konkurrentin aus Dänemark kam mit ihrem schicken gekörten und bis Klasse S siegreichen Hengst nicht an diese Punktzahl heran. Gott-sei-Dank.

Ebenfalls war Grade 4 am 6. Oktober mit der “Pflicht” dran. Lena Weifen konnte mit Don Turner einen sensationellen 4. Platz für sich verbuchen. 68,452% sprachen die fünf Richter ihr zu. Sie ritt sehr konzentriert und sauber durch die hohen Anforderungen der Grade-4-Aufgabe und bestätigte damit die Richtigkeit ihrer Nominierung.

Für Juliane Theuring lief es nicht ganz so rund. Die Prüfungsvorbereitung verlief noch sehr vielversprechend, allerdings konnte Juliane diese Form leider nicht mit in das Viereck nehmen. So schlichen sich hier und da Spannungen und kleinere Fehler in die Prüfung, was sich letztendlich mit 65,032% in der Note niederschlug und für die beiden den 7. Platz bedeuteten.

Dann kam der 7. Oktober. Hier musste der Rest vom Team, nämlich Grade 2 ran und ich konnte mich voll auf´s Mitfiebern konzentrieren.

Als erstes ging Geli an den Start. Ariva ist zwar mit 7 Jahren noch sehr unerfahren, aber mit guten Nerven gesegnet und Geli hatte alle Chancen, wirklich abzuräumen. War sie in der Warm-up noch etwas vorsichtig, konnte sie nun zeigen, was für ein tolles Team die beiden sind.

Es hätte so werden können… Leider erschrak Ariva kurz vor dem Einreiten ins Viereck, was beide ein wenig aus dem Konzept brachte, so dass sie nicht zu ihrer gewohnten Form fanden und dann am Ende mit 67,143% auf den undankbaren 4. Platz kamen.

Besser lief es bei Britta Näpel aus dem rheinhessischen Wonsheim. Sie zeigte mit Aquilina, einer 12-jährigen Zweibrücker Stute aus der Zucht und dem Besitz von Birgit Weiss, Grenderich, eine ansprechende und schwung-volle Vorstellung. Sogar ein für sie und alle “Mitfieberer” erschreckender Moment, in dem die Stute eine Pirouette auf 2 Beinen in die Aufgabe einpflegte, konnte keinen wesentlichen Schaden verursachen.

So nahm Britta am Ende mit 67,905% die Silbermedaille in Empfang. Dies war angesichts der Tatsache, dass sich Aquilina und Britta erst gute zwei Monate kannten, eine echt starke Leistung. Genauso stark ist es, dass die Besitzerin der Stute, Birgit Weiss, völlig unkompliziert und ohne Zweifel Britta Aquilina zur Verfügung gestellt hat. Sie tat es, ohne Britta gekannt zu haben und es braucht sehr viel Vertrauen, um sein selbst gezogenes Pferd auf so einen große Reise zu schicken.

Übrigens hat Rheinland-Pfalz mit den 3 Reiterinnen Britta Näpel, Geli Trabert und mir nicht nur zahlenmäßig die meisten Reiterinnen des Deutschen Para-Equestrian-Teams gestellt, sondern auch diejenigen, die am Ende der WM alle Medaillen ihr eigen nennen sollten. Inklusive der Team-Silbermedaille, die entscheidend von uns drei Reiterinnen erritten wurde.

Ich denke, dass dies sehr deutlich zeigt, dass die Förderung, die wir hier in Rheinland-Pfalz unter anderem durch das Team Rheinland-Pfalz und über Lotto Rheinland-Pfalz erfahren dürfen, wirklich dort ankommt, wo es am besten genutzt wird. Nämlich sozusagen im Pferdestall. Wir haben mehr Zeit und Geld für unseren Sport, für unsere Pferde und natürlich auch für das Training.

Neben der Zeit, die wir täglich investieren müssen, wird es nämlich gerade in unserer Disziplin immer schwieriger, richtig gute Pferde zu finden und zu bezahlen. Und ohne Trainer(in) geht ebenfalls gar nichts. Das gilt meiner Meinung nach nicht nur für uns Reiter mit Handicap, sondern für alle, die ein Pferd ausbilden wollen oder auch nur das alles lernen wollen, was das Pferd vielleicht schon kann.  Für mich kann ich ganz klar sagen, dass ich nie die Erfolge der letzten Jahre mit meiner Stute gehabt hätte, wenn ich nicht Dorte Christensen an meiner Seite gehabt hätte.

Für mich ist sie wirklich die beste Trainerin der Welt, weil für sie immer das Pferd im Vordergrund steht. Sie versteht ihre Arbeit so, dass sie den Reiter Stück für Stück dahin bringt, sein Pferd so zu reiten, dass es wirklich sein Talent, ob es nun Dressur oder Springen ist, ausschöpfen kann. Sie nimmt den Reiter in die Verantwortung und genau das hilft ihm später im Viereck oder im Parcours. Das Reiten wird sozusagen zur Selbstverständlichkeit.

Nun ging es am 8. Oktober endlich in die letzte Runde. Die Musikkür stand auf dem Programm. Hier muss man abhängig von seiner Startklasse innerhalb einer bestimmten Zeit verschiedene Pflichtelemente reiten, kann aber auch höherwertige Lektionen mit einbauen. Diese werden nicht einzeln benotet, gehen aber in die Note des Schwierigkeitsgrads mit in die Bewertung ein. Außrdem macht es einfach mehr Spaß, Lektionen wie Trab- und Galopptraversalen, fliegende Wechsel etc. zu reiten, wie es z.B. in Grade 3 und 4 erlaubt ist.

Die Küren wurden an insgesamt 3 Tagen nacheinander geritten und ich war in der glücklichen Lage, als Grade-3-Reiterin am 8. Oktober beginnen zu dürfen. Nachdem ich am Tag zuvor etwas nervös beim Training war und sowohl mich als auch mein Pferd zu sehr unter Druck gesetzt habe, was ich sowohl von meiner Stute als auch von Dorte in Form einer Verwarnung quittiert bekam (Gott-sei-Dank im Nachhinein), war ich am Prüfungstag sehr ausgeglichen und guter Dinge.

Auch mein Stütchen war super drauf und wir hatten einfach Spaß bei der Vorbereitung. Es gelang mir, dieses gute, lockere Gefühl mit in die Prüfung zu nehmen und einfach nur genießen zu können, wie sich mein Pferd unter mir harmonisch und passend zur Musik bewegte. Ich empfand die Lektionen nicht als Herausforderung, sondern einfach nur als “i-Tüpfelchen”, die den Ritt abrundeten. Am Ende kamen 79,2% dabei raus und eine glückliche Reiterin, glückliche Trainer und Chefin Equipe und ganz sicher auch ein glückliches Pferd.

Mit einem komfortablen Abstand zur Zweitplatzierten Annika konnte ich meine 2. Goldmedaille in Lexington in Empfang nehmen. Dies war das 3.Doppelgold für Women of the World, Dorte und mich in Folge auf internationalen Championaten (Paralympics, EM und nun WM). Wie unglaublich genial! Und das auch noch mit so einem positiven Gefühl!

Dann kam der 9. Oktober. Großkampftag für Grade 2. Britta Näpel wollte es an diesem Tag nochmal wissen. Schon vorm Einreiten spürten wir die Spannung, die von dem Paar ausging. Es war lediglich noch nicht klar, ob es zu positiver oder negativer Spannung werden würde. Am Ende war es eine Mischung von beidem, was auch zu dem einen oder anderen Fehler führte. Mit 70,35% kamen Britta und Aquilina auf den 7. Platz.

Geli fand mit Ariva endlich ihre Form wieder und konnte sie flüssig und ohne große Fehler vorstellen. Der Lohn waren 75,9% und am Ende der Sieg. Geli´s erste Goldmedaille auf einer Weltmeisterschaft. Nur einen Wimpernschlag von dem zweitplatzierten Gert Bolmer aus den Niederlanden entfernt.

Der letzte Wettkampftag war der 10.Oktober. Unsere beiden Grade 4-Reiterinnen stellten ihre Pferde gekonnt und sicher vor. Am Ende kam Juliane auf den 4. und Lena auf den 5. Platz. In dieser Konkurrenz haben beide Reiterinnen mit Bravour bestanden.

Am Sonntag, dem Tag vor der Heimreise ging dann gemütlicher zu. Ein bisschen reiten, ein bisschen bummeln und abends zusammen mit den “Offiziellen”, den Voltigierern und den Fahrern feiern. Mehrfach wurde uns gesagt, dass es so ein tolles Teamgefühl vorher noch nie gegeben hat und ich kann mir gut vorstellen, dass hier auch eine neue Chance liegt für den gesamten Reitsport im Lande.

Eines verbindet alle Disziplinen und alle Reiter: das Pferd. Und wenn wir es schaffen, über unsere Pferde aufeinander zuzugehen und offen füreinander zu sein, dann ist es ein Mehrgewinn für Mensch und Tier.

Wir durften eine tolle WM in Kentucky erleben und haben unsere gesteckten Ziele erreicht. Wir hatten viel Spaߟ miteinander, fühlten uns im Team sehr wohl und werden viele Momente nie vergessen.

Leider kann ich nicht alles aufschreiben, weil es dann ein Buch wird, aber ich möchte trotzdem an dieser Stelle allen danken, die uns Reitern den Rücken frei gehalten haben und uns immer wieder motiviert und aufgebaut haben. Es war toll und hat Spaß gemacht, mit Euch nach Kentucky zu fahren!

Jetzt sind unsere Pferde wohlauf wieder in ihren Boxen und haben alle den Rückflug supergut überstanden. Das war sicher auch eines der wichtigsten Ziele für uns Reiter. Geschafft!!!

Wachenheim, im Oktober 2010